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#kAIneEntwertung – Warum nicht Arbeit, sondern unser Leistungsbegriff auf dem Prüfstand steht

Der Aufruf von Dr. Anika Limburg und Joscha Falck hat den Finger in eine Wunde gelegt: Generative KI verändert unser Verständnis von Leistung radikal, nicht nur in Schule und Hochschule, sondern weit darüber hinaus. Was bislang als Ausdruck von Mühe, Kompetenz oder gar „persönlicher Exzellenz“ galt, lässt sich heute in Sekunden durch eine Maschine erledigen. Das führt zu Verunsicherung – bei Lernenden, Lehrenden, Berufseinsteiger:innen und in ganzen Branchen. Aber vielleicht lohnt es sich, genauer hinzusehen: Entwertet KI wirklich Arbeit? Oder entwertet sie vielmehr die Vorstellung von Leistung, wie wir sie seit Jahrzehnten in Prüfungen und Bewertungssystemen verankert haben? Nachdem der Hashtag der Blogparade #kAIneEntwertung auch noch mit „KAI“ beginnt, musste ich natürlich etwas dazu schreiben!

Routine entwertet – Leistung neu definiert

Ich selbst nutze KI tagtäglich in meiner Arbeit als Berater, Autor und Unternehmer – und auch in meiner Lehre. Für den Kurs Software Engineering with LLMs. habe ich mich intensiv mit den Möglichkeiten von generative KI bei der Softwareentwicklung auseinander gesetzt. Dabei mache ich immer wieder die gleiche Erfahrung: Tätigkeiten, die durch KI „entwertet“ wurden, waren für mich nie der Kern meiner Arbeit und meines Selbstverständnisses, sondern lästige Routine. Korrekturlesen, Rechtschreibprüfung, banale Recherchen und Zusammenfassungen – all das kann ich guten Gewissens abgeben. Das Phantasieren, Denken und Entscheiden überlasse ich nicht der Maschine!

Die eigentliche Leistung beginnt für mich also dort, wo ich KI anleite, Ergebnisse prüfe, Ideen entwickle und Strategien entwerfe. Mit anderen Worten: Dort, wo Vorstellungskraft, Visionen, Ideen, Orchestrierung, Verantwortung und kritisches Denken gefragt sind.

Bisherige Leistungslogiken sind fragwürdig

Gerade im Bildungsbereich zeigt sich, wie brüchig unser bisheriger Leistungsbegriff ist. In meiner eigenen Bildungslaufbahn in Studium und Schule wurden Dinge bewertet, die kaum etwas mit tatsächlicher Kompetenz zu tun hatten: Schönschrift, Wiedergabe von auswendiggelernten Fakten, Programmieren in Klausuren auf Papier.

All das galt als „Leistung“, weil es einfach messbar war. KI macht nun unübersehbar, wie wenig diese Form der Leistung noch trägt. Sie zwingt uns, neu zu definieren, was wir eigentlich prüfen und wertschätzen wollen.

Darüber bin ich froh! Das bedeutet nicht, dass wir KI blind in Prüfungen einsetzen sollten. Im Gegenteil: Wir brauchen Prüfungsformate, die je nach Zielsetzung entweder den KI-Einsatz ausschließen – etwa mündliche Prüfungen – oder ihn bewusst zulassen. In diesem Fall muss die Bewertung sich auf das richten, was die KI nicht leisten kann: die Qualität der Fragestellung, die Fähigkeit zur kritischen Reflexion, die kreative Gestaltung, die ethische Verantwortung.

KI als Werkzeug – nicht als Bedrohung

KI ist keine Bedrohung, sondern ein Werkzeug – so selbstverständlich wie ein Taschenrechner. Wir lernen auch heute noch Kopfrechnen, aber niemand bestreitet den Wert des Taschenrechners für komplexe mathematische Probleme. Ähnlich eröffnet uns KI die Möglichkeit, Routinearbeiten abzugeben und uns auf die wirklich anspruchsvollen, menschlichen Aspekte von Arbeit und Lernen zu konzentrieren.

Vertiefung im neuen Buch

Cover: Kai Spriestersbach , Leonie Lutz Kluge Köpfchen mit KI Wie wir Künstliche Intelligenz mit Kindern smart und sicher nutzen – der Kompass für Schule, Leben & Lernen

Diese Fragen beschäftigen mich so intensiv, dass ich gemeinsam mit Leonie Lutz ein Buch dazu geschrieben habe:

„Kluge Köpfchen mit KI. Wie wir künstliche Intelligenz mit Kindern smart und sicher nutzen. Der Kompass für Schule, Leben & Lernen“ (Kösel-Verlag, 2025).

Darin zeigen wir, wie Familien, Eltern und Lehrkräfte Kinder im Umgang mit KI begleiten können – pragmatisch, sicher und kreativ. Das Buch verbindet Grundlagenwissen über KI mit praktischen Projekten (Geschichten erfinden, Musik und Videos gestalten, Rezepte entwickeln), liefert Checklisten für sichere Tools und widmet sich ausführlich der Frage, wie Lernen mit KI gelingt, ohne dass Kinder eigene Kompetenzen verlieren.

Besonders wichtig: eine Anerkennungskultur, die nicht Verbote in den Mittelpunkt stellt, sondern Begleitung, kritisches Denken und Co-Kreation.

Fazit

Deshalb sollten wir die aktuelle Verunsicherung nicht als Krise der Arbeit deuten, sondern als Chance für eine Neudefinition von Leistung. Eine Definition, die über das bloße Abarbeiten hinausgeht und das würdigt, was Menschen einzigartig macht: Kreativität, Urteilskraft, Verantwortung und die Fähigkeit, Maschinen sinnvoll zu führen.

Wenn uns das gelingt, dann ist KI keine Entwertung – sondern der Auslöser für eine dringend notwendige Aufwertung.

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Kai Spriestersbach

Kai Spriestersbach

Kai Spriestersbach ist erfolgreicher Unternehmer und digitaler Stratege mit einem Master-Abschluss in Web Science. Er ist Inhaber von AFAIK und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Aufbau und der Optimierung von webbasierten Geschäftsmodellen. Als einer der erfahrensten Search Marketing Experten im deutschsprachigen Raum hat er mehr als 25 Vorträge auf SEO- und Online-Marketing-Konferenzen in Deutschland und Österreich gehalten. In den letzten Jahren hat er sich intensiv mit Large Language Models beschäftigt und sich als Experte für die Textgenerierung mit Hilfe künstlicher Intelligenz etabliert. Seine Karriere begann er mit einer Ausbildung zum Mediengestalter (IHK), bevor er den Bachelor of Science (B.Sc) in E-Commerce absolvierte. Anschließend erwarb er den Master of Science (M.Sc) in Web Science und forschte an der RPTU im Bereich angewandter generativer KI.

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