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Knowledge Graphen in der Praxis: Der Google-Ansatz

Trotz der Herausforderungen und potenziellen Fallstricke, die mit der Erstellung und Nutzung von Knowledge Graphen verbunden sind und die ich in meinem letzten Beitrag beschrieben habe, setzen große Technologieunternehmen wie Google weiterhin auf diese Technologie, insbesondere im Bereich der Websuche. Dies wirft die Frage auf: Warum nutzt Google noch immer Knowledge Graphen, wenn die Erstellung mit Hilfe von unzuverlässigen LLMs weder besonders effektiv noch effizient erscheint?

Insbesondere SEOs stellt sich diese Frage, denn Google hat seinen Knowledge Graphen sogar in seine Cloudbasierte Enterprise Suche Vertex AI Search integriert.

Die Antwort liegt in der Natur der Websuche und der Art und Weise, wie Google seinen Knowledge Graph aufbaut und einsetzt. Anders als bei einem vollständig LLM-generierten Knowledge Graphen, wie er im GraphRAG-Ansatz verwendet wird, basiert Googles Knowledge Graph auf einer Kombination von Quellen und Methoden:

  1. Kuratierte Datenquellen: Ein Großteil von Googles Knowledge Graph basiert auf sorgfältig kuratierten und verifizierten Datenquellen wie Wikipedia, Wikidata, Freebase und anderen vertrauenswürdigen Informationsquellen.
  2. Strukturierte Daten aus dem Web: Google nutzt strukturierte Daten, die Webseitenbetreiber in ihren HTML-Code einbetten (z.B. Schema.org Markup), um den Knowledge Graph zu erweitern.
  3. Maschinelles Lernen und NLP: Fortschrittliche Algorithmen werden eingesetzt, um Informationen aus unstrukturierten Webinhalten zu extrahieren und zu verarbeiten, aber dies geschieht unter strenger Kontrolle und Überprüfung.

Dieser Ansatz ermöglicht es Google, die Vorteile von Knowledge Graphen zu nutzen, während gleichzeitig die Risiken minimiert werden, die mit einer vollständig automatisierten Erstellung verbunden wären. Hier sind einige konkrete Beispiele, wie der Knowledge Graph die Websuche verbessert:

1. Erkennung und Kontextualisierung von Eigennamen

Die Erkennung von Nachnamen berühmter Persönlichkeiten ein gutes Beispiel. Der Knowledge Graph ermöglicht es Google, Suchanfragen wie „Merkel Politik“ korrekt zu interpretieren, auch wenn der Vorname „Angela“ nicht explizit genannt wird. Der Graph enthält die Information, dass „Merkel“ der Nachname einer prominenten Politikerin ist, und kann so den Kontext erweitern und insgesamt relevantere Suchergebnisse liefern.

2. Disambiguierung von mehrdeutigen Begriffen

Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Disambiguierung von Begriffen, die mehrere Bedeutungen haben können. Nehmen wir als Beispiel den Begriff „Jaguar“:

  • Wenn ein Nutzer „Jaguar Geschwindigkeit“ sucht, kann Google anhand des Knowledge Graphs erkennen, dass sich die Anfrage auf das Tier und die Automarke beziehen könnte.
  • Basierend auf dem Suchverlauf des Nutzers, seiner geografischen Location und anderen kontextuellen Hinweisen kann die Suchmaschine die wahrscheinlichere Bedeutung priorisieren oder eine gemischte Suchergebnisseite erstellen, die beide Bedeutungen gleichermaßen berücksichtigt.

3. Beantwortung von Faktenfragen

Bei einfachen Faktenfragen kann der Knowledge Graph direkte Antworten liefern, ohne dass der Nutzer eine Website besuchen muss. Zum Beispiel:

  • „Wie hoch ist der Eiffelturm?“
  • „Wer ist der aktuelle Bundeskanzler von Deutschland?“
  • „Wann wurde Albert Einstein geboren?“

Diese Informationen werden oft direkt in den Suchergebnissen angezeigt, was die Benutzerfreundlichkeit erheblich verbessert.

4. Verknüpfung verwandter Konzepte

Der Knowledge Graph ermöglicht es Google, verwandte Konzepte zu verknüpfen und so umfassendere Suchergebnisse zu liefern.

Ein Beispiel:

Bei einer Suche nach „Impressionistische Maler“ kann Google nicht nur eine Liste von Künstlern liefern, sondern auch Informationen über die Epoche, wichtige Werke und Museen, in denen diese Werke ausgestellt sind.

5. Verbesserung lokaler Suchen

Für lokale Suchanfragen ist der Knowledge Graph besonders wertvoll:

Eine Suche nach „Italienische Restaurants in der Nähe“ kann dank des Knowledge Graphs nicht nur Adressen liefern, sondern auch Öffnungszeiten, Bewertungen, typische Gerichte und sogar Informationen zur italienischen Küche im Allgemeinen.

Diese Informationen liegen Google dank der Unternehmensprofile in gesicherter und strukturierter Form zum Größten Teil bereits vor.

6. Unterstützung bei der Beantwortung komplexer Fragen

Obwohl der Knowledge Graph allein keine komplexen Fragen beantworten kann, unterstützt er die Suchmaschine dabei, relevante Informationen zu finden und zu präsentieren.

Ein Beispiel:

Bei einer Frage wie „Wie hat sich die Klimapolitik in Deutschland seit 2010 entwickelt?“ kann der Knowledge Graph helfen, relevante Ereignisse, Personen und Konzepte zu identifizieren und in einen zeitlichen Kontext zu setzen, was mit einer semantischen Suche alleine nicht möglich wäre.

Keine generierten Knowledge Graphen in Suchmaschinen

Trotz dieser Vorteile und Beispiele, generiert Google (zumindest bislang) noch keine Knowledge Graphen via KI aus unstrukturierten Texten. Die folgende Google SERP zu „ChatGPT Alternatives“ wird zwar von einigen SEOs als automatisch generierte Knowledge Graph Integration interpretiert, aber das ist eine Fehleinschätzung:

Google SERP zu ChatGPT Alternatives mit einer automatisch generierten Knowledge Graph Integration

Wenn man sich die Eigenschaften dieser gefundenen Entitäten, insbesondere die fehlenden Beziehungen ansieht, wird klar, dass hierbei lediglich eine NER (Named-entity recognition) zum Einsatz kommt.

Google erkennt auf Webseiten also die Firmen oder Tools, kann diese aber noch lange nicht in Beziehung zu anderen Entitäten setzen, insbesondere nicht zu denen im gesichterten KG!

Kai Spriestersbach

Die Verwendung von Knowledge Graphen in Suchmaschinen wie Google zeigt, dass diese Technologie, wenn sie sorgfältig implementiert und mit anderen Methoden kombiniert wird, erhebliche Vorteile bieten kann. Der Schlüssel liegt in der Kombination verschiedener Datenquellen und Methoden, sowie in der ständigen Überprüfung und Verfeinerung der Informationen.

Während die Erstellung von Knowledge Graphen ausschließlich mit Hilfe von LLMs tatsächlich problematisch wäre, zeigt der Ansatz von Google, dass eine ausgewogene Mischung aus kuratierten Daten, maschinellem Lernen und menschlicher Überprüfung zu deutlichen Verbesserungen in der Qualität und Relevanz von Suchergebnissen führen kann.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass selbst Googles gesicherter Knowledge Graph nicht unfehlbar ist und ständiger Verbesserung und Aktualisierung bedarf. Die Herausforderung besteht darin, die richtige Balance zwischen Automatisierung und menschlicher Überprüfung zu finden, um sowohl Effizienz als auch Zuverlässigkeit zu gewährleisten.

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Kai Spriestersbach

Kai Spriestersbach

Kai Spriestersbach ist erfolgreicher Unternehmer und digitaler Stratege mit einem Master-Abschluss in Web Science. Er ist Inhaber von AFAIK und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Aufbau und der Optimierung von webbasierten Geschäftsmodellen. Als einer der erfahrensten Search Marketing Experten im deutschsprachigen Raum hat er mehr als 25 Vorträge auf SEO- und Online-Marketing-Konferenzen in Deutschland und Österreich gehalten. In den letzten Jahren hat er sich intensiv mit Large Language Models beschäftigt und sich als Experte für die Textgenerierung mit Hilfe künstlicher Intelligenz etabliert. Seine Karriere begann er mit einer Ausbildung zum Mediengestalter (IHK), bevor er den Bachelor of Science (B.Sc) in E-Commerce absolvierte. Anschließend erwarb er den Master of Science (M.Sc) in Web Science und forschte an der RPTU im Bereich angewandter generativer KI.

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