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EntGooglen: So wirst Du Google im Unternehmen los

Wenn du ein Unternehmen leitest, ist es fast unmöglich, Google zu umgehen. Ihre Software und vor allem ihre Tracking-Tools sind allgegenwärtig. Betrachten wir zunächst nur zwei Bereiche, nämlich Analytics und Anzeigen, so nutzen 58% der Websites Google Analytics und mehr als ein Fünftel aller Werbeeinnahmen weltweit wird über Google Ads und Facebook erzielt. Wenn du also deine Analysen durch eine Google Analytics-Alternative ersetzt und dich auf andere Marketingmethoden als Google Ads verlässt, ist das ein wichtiger erster Schritt. Und wie du in diesem Beitrag sehen wirst, gibt es noch viel mehr, was du tun kannst, um dein Unternehmen zu entgooglen.

Warum überhaupt EntGooglen?

Google bietet eine Menge „kostenloser“ Produkte an, von Analytics über E-Mail bis hin zur Video-Streaming-Plattform YouTube, doch nicht weil sie nett sind, sondern weil sie ein Tracking- und Werbe-Unternehmen sind. Indem sie verfolgen, was du anklickst, wonach du suchst, was du dir ansiehst, was in deinen E-Mails steht usw., können sie aussagekräftige Profile erstellen, um Werbung auf dich zuzuschneiden und verletzen damit auch deine Privatsphäre. Je mehr deren kostenloser Produkte du nutzt, desto mehr können sie dich verfolgen.

Werbung ist zwar nicht automatisch schlecht, aber sie kann unser Verhalten gezielt beeinflussen, uns politisch manipulieren oder uns sogar falsche Ideen verkaufen. Im besten Fall ist Werbung problematisch und im schlimmsten Fall beängstigend oder sogar grauenhaft.

Wenn du jetzt denkst: „Ich habe ja nichts zu verbergen und schaue mir keine Werbung an“, dann ist dieses Argument leider nicht stichhaltig.

Auch wenn du nichts Illegales tust, ist es wichtig, Informationen zu schützen. Deshalb fährt auch niemand mit seinen Kreditkartendaten auf der Seite seines Autos herum. Deshalb schließen (die meisten von uns) auch die Tür, wenn wir auf die Toilette gehen. Wenn ein Unternehmen alles weiß, was wir suchen, kaufen, sehen usw., kann das manchmal auch Dinge betreffen, von denen wir uns wünschen, dass sie geschützt sind.

Die Privatsphäre ist ein Grundrecht, auch wenn du sie persönlich vielleicht nicht brauchst. Genauso wie das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht nur dann wichtig ist, wenn du etwas zu sagen hast, das die Gemüter erhitzen könnte. Jeder sollte vor dem Ausspionieren durch Unternehmen und den Staat geschützt sein, wenn er beispielsweise nach psychischer Hilfe sucht, nach den Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten, nach politischen Meinungen oder nach Informationen über die sexuelle Orientierung. Es geht darum, Informationen herauszufinden, die in den falschen Händen zur Bestrafung verwendet werden könnten. Nur weil du nichts zu verbergen hast, heißt das nicht, dass andere das gleiche Privileg haben.

Los geht’s: Lasst uns EntGooglen!

Google erwirtschaftet den weit aus größten Teil seines Umsatzes mit Werbung, und diese Werbung ist meist gezielte Werbung, die auf Daten basiert, die es über seine kostenlosen Dienste sammelt.

Der Versuch komplett ohne Google auszukommen, kann unpraktisch, zeitaufwändig und sogar teuer sein. Keine Frage. Deshalb ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass EntGooglen ein Prozess ist. Und das Ziel ist nicht Perfektion (null Google-Produkte), sondern eher „weniger Google“ oder „so wenig Google, wie möglich“.

Das Gleiche gilt für die Software, die nicht von Google stammt. Sie mag nicht perfekt sein, aber sie ist besser als etwas von einem Unternehmen, das Produkte unter dem Deckmantel „kostenlos“ anbietet, um mit der Ausbeutung unserer Daten Geld zu verdienen!

In der folgenden Liste findest du Produkte, die nicht an Google gebunden sind. Ja, einige nutzen Google Analytics auf ihren Websites und einige davon werben wahrscheinlich auch mit Google Ads. Kein Unternehmen ist perfekt, deshalb ist es das Ziel, uns weniger auf Google zu verlassen.

Warum nicht einfach „kostenlose“ Google-Produkte verwenden?

Ganz einfach: Wenn Du nicht für das Produkt bezahlst, bist Du das Produkt.

Google verdient buchstäblich Milliarden mit seinen „kostenlosen Diensten“, was als Geschäftsmodell ein wenig unaufrichtig erscheint. Dieses Geschäftsmodell unterscheidet sich vom sogenannten „Freemium“-Modell, denn bei Freemium wird eine kostenlose Version eines Produkts eingesetzt, um den Umsatz für höhere Stufen zu steigern. Stattdessen generiert Googles „kostenlose“ Software selbst Einnahmen aus Tracking und Werbung (was sie nicht wirklich „kostenlos“ macht).

Die folgenden Unternehmen verlangen einen fairen Preis für die Nutzung ihrer Software. Dadurch wird sichergestellt, dass diese keine Daten verkaufen müssen, weil sie stattdessen Software verkaufen. Und das ist ein ganz anderes Geschäftsmodell. Ein Ehrlicheres.

Kommen wir zu der Liste:

E-Mail: Posteo oder Mailbox.org

Posteo ist ein unabhängiger E-Mail-Anbieter mit Sitz in Berlin. Dieser bietet anonyme und nachhaltige E-Mail-Konten, Adressbücher und Kalender. Der Service ist komplett werbefrei und selbstfinanziert. Posteo wurde im Jahr 2009 gegründet. Die Gründer wollen einen Anstoß für mehr Sicherheit, Privatsphäre und Nachhaltigkeit im Internet geben und Alternativen anbieten. Das Anliegen von Posteo ist es, deine persönlichen Daten zu schützen, und nicht, sie an den Meistbietenden aus der Werbeindustrie zu verkaufen. Aus diesem Grund sammeln sie keine persönlichen Daten, verwenden keine Tracking-Tools und machen täglich Backups. Posteo ist außerdem mit einem innovativen Verschlüsselungskonzept ausgestattet. Posteo setzt sich aktiv für die digitalen Freiheitsrechte ein: Im Mai 2014 hat Posteo als erster deutscher Telekommunikationsdienst einen Transparenzbericht veröffentlicht.

Hinter mailbox.org steht das Berliner Familienunternehmen Heinlein Support GmbH, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1992 zurückgehen. Geschäftsführer Peer Heinlein übernahm damals als Jugendlicher den heute noch existierenden Internet-& E-Mail-Provider JPBerlin. Im Zuge der Snowden-Affäre 2013 fiel die Entscheidung, einen neuen E-Mail-Dienst ins Leben zu rufen, der in Sachen Datenschutz und Sicherheit neue Maßstäbe setzt. So überarbeitetet das Team sein langjähriges E-Mailhosting und brachten es Anfang 2014 unter der neuen Marke mailbox.org komplett eigenfinanziert an den Start. mailbox.org steht seitdem für sichere, werbefreie, anonyme und trackingfreie E-Mail-Postfächer für Privat- und Geschäftskunden.

Analytics: Matomo

Matomo ist quasi die Google Analytics-Alternative, die deine Daten und die Privatsphäre deiner Kunden schützt. Damit ist eine kostenlose und DSGVO-konforme Webseiten-Statistik möglich. Matomo ist Open Source, damit minimierst Du das IT-Sicherheitsrisiko mit einer sicheren, transparenten Plattform, die von Hunderten von Mitwirkenden gründlich getestet wurde. Mit der kostenlosen Matomo On-Premise Lösung hast Du 100% Dateneigentum und damit die Macht, die Privatsphäre deiner Nutzer:innen zu schützen. Du weißt, wo deine Daten gespeichert sind und was mit ihnen geschieht, ohne dass du von außen beeinflusst wirst. Matomo nimmt den Datenschutz ernst und sorgt dafür, dass dein Unternehmen DSGVO– und CCPA-konform ist.

Newsletter: GetResponse oder SendInBlue

GetResponse ist eine der umfangreichsten Online-Marketinglösung, die vollständig skalierbar ist und problemlos sowohl kleine als auch sehr große Listen (über 1 Million Abonnenten) verarbeiten kann. Seit über 10 Jahren bietet sie benutzerfreundliche Selbstbedienungsanwendungen und fachkundige Unterstützung für die Erstellung und Verwaltung von E-Mail-Marketingkampagnen, Newslettern und Autorespondern, die Kontakte in Kunden verwandeln. Als Europäischer Anbieter ist GetResponse selbstverständlich DSGVO-konform einsetzbar und bietet hierfür sogar ein integriertes Consent Management Tool für nahtlose DSGVO-Compliance und Opt-in-Transparenz.

Das Berliner Newslettertool Newsletter2Go hat sich Anfang 2019 mit dem französischen Abieter Sendinblue zusammengeschlossen, um die europäische Marktführerschaft gemeinsam auszubauen. Die Software von Newsletter2Go bleibt unverändert und kann, wie gewohnt, weiterhin genutzt werden. Der Standort in Berlin und das Team von Newsletter2Go bleiben unverändert, ebenso wie sämtliche strenge Datenschutzstandards und deren Server in Deutschland. Für Bestandskunden von Newsletter2Go ändert sich nichts. Neukunden können sich ab sofort einen Account bei Sendinblue erstellen. Sendinblue hält seit dem 25. Mai 2018 alle Bestimmungen der DSGVO ein und betreibt ISO 27001-zertifizierte Rechenzentren in Deutschland.

Dokumente: Standard Notes

Standard Notes ist einfach zu bedienen und vollständig verschlüsselt für deine Notizen, Tabellen, Aufgaben, ToDos usw. Das Unternehmen ist seit fünf Jahren im Geschäft, hat noch nie Risikokapital aufgenommen und setzt sich für ethische Praktiken ein. Der einzige Nachteil ist, dass du die Notizen anderer nicht teilen/bearbeiten/kommentieren kannst.

Suchmaschine: DuckDuckGo

Es ist genauso einfach, mit DuckDuckGo zu suchen wie in Google. Wenn du deine Standardsuchmaschine einmal aktualisiert hast, musst du nicht mehr daran denken. Sie sammeln keine persönlichen Daten und geben sie auch nicht weiter. Denk einfach daran, alle deine Browser und Geräte von der Standard-Suchmaschine (Google) auf DuckDuckGo umzustellen. Das Ziel hinter DDG ist es, der Welt zu zeigen, dass der Schutz der Privatsphäre einfach ist. Seit über einem Jahrzehnt entwickelt das Unternehmen neue Technologien und arbeitet mit politischen Entscheidungsträgern zusammen, um den Online-Datenschutz einfach und für alle zugänglich zu machen.

Browser: Firefox

Firefox ist der Browser, der das schützt, was dir wichtig ist. Keine zwielichtigen Datenschutzhinweise oder Hintertürchen für Werbetreibende. Nur ein blitzschneller Browser, der deine Privatsphäre respektiert. Die Datenschutzeinstellungen für „Enhanced Tracking Protection“ sind ziemlich gut. Mit einem Adblocker, wie DuckDuckGo’s Privacy Essentials ist es möglich, Chrome vollständig zu ersetzen und dabei die AdTracker auf den Webseiten die du besuchst in Schach zu halten. Mit den Firefox Multi-Account Containern kannst du Teile deines Online-Lebens in farblich gekennzeichneten Tabs getrennt halten. Cookies werden nach Containern getrennt. So kannst du das Internet mit mehreren Konten nutzen und Mozilla VPN für eine zusätzliche Ebene der Privatsphäre integrieren. Das DDG Add-on bietet zusätzliche Privatsphäre, um persönlichen Daten überall im Netz nahtlos im Griff zu haben: Tracking-Blocker, intelligentere Verschlüsselung, DuckDuckGo-Privatsphäremodus und vieles mehr.

Advertising: Microsoft Ads

Warum nicht Anzeigen verwenden, die sich einzig und alleine auf die Suchabsicht der aktuellen Suche stützen, ohne dass persönliche Daten damit verbunden sind? Genau so macht es auch DuckDuckGo. Ihre Suchmaschine nutzt dafür Bing Ads. Auf diese Weise müssen sie keine Daten über Personen sammeln, sondern zeigen nur relevante Anzeigen auf der Grundlage von Suchbegriffen. Es ist ein Mythos, dass Suchmaschinen dich verfolgen muss, um mit der Websuche Geld zu verdienen. Wenn du einen Suchbegriff eingibst, wird DuckDuckGo dir eine Anzeige zu diesem Suchbegriff zeigen. Die Anzeigenklicks werden dabei von Microsofts Anzeigennetzwerk verwaltet. Wenn du dich für ein Microsoft Advertising-Konto anmeldest, sollten deine Anzeigen automatisch in alle Microsoft Advertising-Vertriebskanäle einfließen, einschließlich DuckDuckGo

Fazit

Dies sind nur ein paar Möglichkeiten, um zu EntGooglen! Die oben aufgelistete Dienste sind die Tools, die ich selbst nutze. Es gibt sicherlich noch viele andere, die nicht an Google gebunden sind und sich darauf konzentrieren, dir Software zu verkaufen, anstatt deine Daten hinter den Kulissen zu verkaufen.

Denk daran, dass es nicht einfach ist, sich von Big Tech zu lösen. Es ist auch ein Prozess (wie wir schon sagten) und etwas, das man im Laufe der Zeit immer weiter ausbauen kann.

Ein besonderer Dank geht an Paul Jarvis von Fathom für die Vorlage zu diesem Beitrag.

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Kai Spriestersbach

Kai Spriestersbach

Kai Spriestersbach ist erfolgreicher Unternehmer und digitaler Stratege mit einem Master-Abschluss in Web Science. Er ist Inhaber von AFAIK und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Aufbau und der Optimierung von webbasierten Geschäftsmodellen. Als einer der erfahrensten Search Marketing Experten im deutschsprachigen Raum hat er mehr als 25 Vorträge auf SEO- und Online-Marketing-Konferenzen in Deutschland und Österreich gehalten. In den letzten Jahren hat er sich intensiv mit Large Language Models beschäftigt und sich als Experte für die Textgenerierung mit Hilfe künstlicher Intelligenz etabliert. Seine Karriere begann er mit einer Ausbildung zum Mediengestalter (IHK), bevor er den Bachelor of Science (B.Sc) in E-Commerce absolvierte. Anschließend erwarb er den Master of Science (M.Sc) in Web Science und forschte an der RPTU im Bereich angewandter generativer KI.

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