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Vibe Coding: Fluch oder Segen? Mit Claude 4.5 und Claude Code kam der Durchbruch

Mit dem Erscheinen von Claude Code habe ich mir auch Claude noch einmal angesehen. Bislang hatte ich nicht einmal Zeit, das 4.5er-Modell ausgiebig zu testen. Aufgrund zu vieler Abos hatte ich Claude sogar gekündigt.

Aber was in den letzten zwei Tagen passiert ist, kann ich immer noch nicht richtig fassen…

Kann KI programmieren?

Die Frage „Kann KI programmieren?“ kann ich jetzt ganz klar mit Ja beantworten – zumindest wenn der oder die Anwender:in programmieren kann und richtig promptet!

Dank der Artefakt-Funktion in Claude – bei der man direkt neben dem Chat Web-Apps in Echtzeit ausprobieren, erweitern und verbessern kann – habe ich bereits einige kleine, nützliche Helferlein gebaut.

An dieser Stelle sage ich bewusst nicht programmiert, denn ich habe keine einzige Zeile Code geschrieben, sondern Claude angewiesen, das für mich zu tun.

Davor habe ich mir – selbstverständlich – extrem viele Gedanken über die Anwendung gemacht, alles logisch durchdacht und im initialen Prompt, an dem ich über eine Stunde gearbeitet habe, viele Vorgaben zur Struktur gemacht.

Leider kann ich diesen initialen Prompt hier nicht zeigen, da es sich um ein Kundenprojekt handelt und Tool sowie Funktionalität nicht öffentlich werden sollen.

Aber die Struktur war wie folgt:

Beispielstruktur des Prompts

„Ich brauche eine browserbasierte kleine App, die Folgendes tut:“

  1. Login-Maske anzeigen:
    Nach Eingabe von Benutzername und Passwort werden die Daten via POST an ein PHP-Skript unter /login.php geschickt.
    Wenn die Kombination valide ist, liefert das Skript true zurück – dann weiter zu Punkt 2, sonst Fehlermeldung und erneuter Login-Versuch.
  2. Begrüßung und Auswahl:
    Nach erfolgreichem Login wird eine kurze Begrüßung angezeigt mit der Möglichkeit, eine neue Analyse zu starten oder eine der letzten zehn Analysen erneut anzusehen.
    Analysen sollen lokal im Browser und später auch in einer SQLite-Datenbank gespeichert werden (über ein db.php-Skript).
  3. Neue Analyse starten:
    Es werden folgende Daten vom Nutzer abgefragt: a) Kontaktinformationen: Hauptansprechpartner: [Vorname], [Nachname], [E-Mail-Adresse], [Telefonnummer]
    b) Über das Unternehmen: [Unternehmen], [Branche], [Domain] (VALIDIEREN!)
    c) Mitarbeiterzahl: Auswahlmenü mit folgenden Optionen:
    „Nur ich“, „1–10“, „11–50“, „51–100“, „101–500“, „501–1000“, „Über 1000“, „Über 10000“
    d) Unternehmensziel: [UnternehmensZiel] (Textarea, mindestens 5 Zeilen)
    e)–l) entfernt
    n) Sonstige Fragen: [Fragen] Für alle Felder sollen Inline-Validierungen per JavaScript verwendet werden.
    Der Nutzer wird mit grünen Bestätigungen durch das Formular geführt.
    Der Button „Analyse starten“ ist erst aktiv, wenn alles korrekt ausgefüllt wurde.
  4. Datensammlung starten:
    Nach Klick wird eine Nachricht mit Ladeanzeige gezeigt.
    Es folgen verschiedene Datenabfragen via PHP/XHR: a) Text der Startseite (via web.php und Übergabe von [Domain])
    b) Falls [Konkurrenten] vorhanden sind: Abruf der Startseiten jeder Konkurrenzdomain (ebenfalls web.php)
    c) Falls nur Unternehmensnamen vorliegen: Übergabe an domainFromName.php, um Domains zu ermitteln
    d)–f) entfernt Anschließend wird eine Übersicht aller gesammelten Informationen angezeigt.
  5. Analyse starten:
    Danach beginnt die KI-Analyse (erneut mit Ladeanzeige).
    Über das PHP-Skript openphp.php werden Anfragen an die OpenAI-API geschickt – mit den entsprechenden Daten aus dem vorherigen Schritt.
    Der Nutzer sieht Prompt + Daten als Markdown (Human-in-the-Loop-Ansatz) und kann die Prompts anpassen oder einzelne Einschätzungen neu anfordern. Einschätzungen 1–3 waren projektspezifisch und sind entfernt.

Vorgabe:
„Bitte gehe davon aus, dass die PHP-Skripte existieren. Konzentriere dich auf HTML, CSS und JavaScript.
Verwende Frameworks (via CDN), wenn sinnvoll.
Das Ganze soll wie eine moderne, schnelle, nutzerfreundliche State-of-the-Art Web-App wirken.“

Das hat schon mit dem Vorgängermodell erstaunlich gut funktioniert – allerdings nur bis zu dem Punkt, an dem der Quelltext zu lang wurde, um noch vollständig im Kontextfenster zu bleiben.
Ab da hat Claude beim Hinzufügen neuer Funktionen häufig bestehende zerstört, und ich musste entweder mit der letzten funktionierenden Version leben oder manuell weitercoden.

Daher hatte ich auch nicht Claude Code in der IDE (Entwicklungsumgebung) verwendet, sondern einfach nur in der normalen Web-Ansicht des Chats. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich weiter komme, als ein paar nette kleine Dinge zu tun…

Aber mit Claude Code bzw. Claude 4.5 kam der Durchbruch

In den letzten zwei Tagen habe ich – in insgesamt etwa zwölf Stunden – eine unglaublich komplexe Web-App gemeinsam mit Claude entwickelt, die weit über das Kontextlimit hinaus erfolgreich erweitert werden konnte.

Ich habe Claude Schritt für Schritt angewiesen, Dateien für bestimmte Zwecke zu erstellen, und jeweils den nötigen Kontext geliefert (z. B. API-Beispiele für Requests und Responses).

Ja, es gab Momente, in denen die App (basierend auf dem React-Framework) nur noch einen weißen Bildschirm zeigte – aber Claude konnte jeden dieser Fehler selbst finden und beheben!

Manchmal reichte reines logisches Reasoning; in anderen Fällen schrieb sich Claude eigene kleine Helfertools, um den Code zu analysieren oder zu debuggen.

Einmal bin ich fast vom Stuhl gefallen, als Claude ein Skript schrieb, das alle öffnenden und schließenden Klammern im Code zählte, feststellte, dass eine geschweifte Klammer fehlte – und den Fehler selbständig behob. Danach lief wieder alles!

Das ist nicht nur ein Fehler, den man als Entwickler:in gut kennt – die Lösungsstrategie selbst hat mich enorm beeindruckt.

Claude kann Code ausführen und hat Zugriff auf eine Linux-Sandbox. Beim Debugging nutzte es beispielsweise regelmäßig den Befehl cat in der Kommandozeile.

Als ich Claude bat, die eigene Anwendung auf Sicherheitslücken und Schwachstellen hin zu untersuchen, erhielt ich eine detaillierte und sehr gute Einschätzung und Auflistung der Probleme mit Vorschlägen zur Verbesserung, die Claude auf meine Bitte hin auch direkt umsetzte! Und ja, damit wurden die klassischen Unzulänglichkeiten von „Vibe Coded Apps“ tatsächlich behoben!

Was ich selbst kaum glauben kann

Das Projekt wuchs und wuchs.

An einem Punkt beschloss ich, dass die HTML-Datei zu groß und unübersichtlich geworden war.
Claude kam damit zwar noch klar, aber neue Features dauerten immer länger, und ich dachte: Wenn jemals ein Mensch das weiterentwickeln soll, braucht das Projekt Struktur.

Also wies ich Claude an, den Code in mehrere Dateien zu splitten, die Gesamtfunktionalität aber 1:1 beizubehalten.

Ich schlug eine Struktur vor, bat aber zunächst um Feedback.
Claudes Vorschlag war so durchdacht und überzeugend, dass ich nur noch schrieb:

„Okay, bitte setze das so um!“

Jetzt denkt jede:r Entwickler:innen bestimmt an den Running Gag:

„Claude 4 just refactored my entire codebase in one call.
25 tool invocations. 3,000+ new lines. 12 brand new files.
It modularized everything. Broke up monoliths. Cleaned up spaghetti.
None of it worked.
But boy was it beautiful.“

Nur dieses Mal funktionierte alles – auf Anhieb!
Und die Funktionen wurden beim Code-Splitting sogar noch verbessert!

Fazit: Es funktioniert!

Ich habe heute Morgen mein Abo auf das größte Paket erweitert, damit ich nicht alle zwei Stunden ins Nutzungslimit renne.

Jetzt bin ich gespannt, wie weit ich mit dem Projekt komme – aber aktuell sehe ich keinen Punkt mehr, an dem es „brechen“ sollte.

Ich frage mich heute allerdings, wie gut das funktioniert, wenn der/die Anwender:in nicht selbst programmieren kann! Freue mich über Berichte!

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Kai Spriestersbach

Kai Spriestersbach

Kai Spriestersbach ist erfolgreicher Unternehmer und digitaler Stratege mit einem Master-Abschluss in Web Science. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Aufbau und der Optimierung von webbasierten Geschäftsmodellen. Als einer der erfahrensten SEO-Experten im deutschsprachigen Raum hat dutzende Vorträge auf SEO- und Online-Marketing-Konferenzen gehalten. In den letzten Jahren hat er sich intensiv mit Large Language Models beschäftigt und sich als Experte für generative künstliche Intelligenz etabliert und forscht im Bereich angewandte generative KI. Er unterstützt Unternehmen bei der Nutzung generativer AI und berät Marketing-Abteilungen, die in Chatbots und KI-Suchmaschinen gefunden werden wollen.

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