Der Wharton Professor und wahrer Experte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, Ethan Mollick teilt in seinem Newsletter stets seine jüngsten Erkenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit den neuesten Entwicklungen in der Welt der großen Sprachmodelle (LLMs).
Mollick betont in dieser Ausgabe, dass er seine Ansichten über den aktuellen Stand der KI-Technologie unerwartet schnell aktualisieren musste, insbesondere nach der Einführung von Googles Gemini Advanced, einem bedeutenden Konkurrenten von GPT-4. Er hebt zwei wesentliche Fortschritte hervor, die jeweils bedeutende praktische Auswirkungen haben:
1. Die erweiterten Gedächtniskapazitäten
und
2. Die gesteigerte Geschwindigkeit der KI-Systeme.
Im Ersten Punkt berichtet Mollick von der beeindruckenden Erweiterung des Kontextfensters in der neuesten Version von Googles Gemini, die es ermöglicht, über eine Million Token zu verarbeiten. Dieses erweiterte Gedächtnis ermöglicht es der KI, umfangreiche Informationsmengen, wie zum Beispiel Mollicks gesamtes akademisches Werk, effizient zu speichern und zu analysieren. Diese Kapazität übertrifft bei weitem die bisherigen Beschränkungen vieler Chatbots und eröffnet neue Nutzungsmöglichkeiten durch ihre nahezu perfekte Erinnerungsfähigkeit.
Ich bin hier noch etwas spektisch, denn obwohl Google Gemini 1.5 mit seinem Kontextfenster von bis zu einer Million Token hervor sticht und die Verarbeitung umfangreicher Datenmengen ermöglicht, ist jedoch die Frage nach der Präzision solcher Modelle entscheidend, da eine hohe Datenverarbeitungskapazität ohne Genauigkeit wenig Nutzen bietet, insbesondere wenn wichtige Details übersehen werden oder Informationen ungenau wiedergegeben werden.
Dieses Problem, bekannt als „Lost in the Middle“, betrifft auch andere Modelle mit großen Kontextfenstern wie GPT-4 Turbo und Claude 2, die trotz spezifischer Anweisungen relevante Details auslassen können.
Im Zweiten beschreibt Mollick die Fortschritte in der Antwortgeschwindigkeit der KI, die durch neue Hardwareentwicklungen eines Unternehmens namens Groq ermöglicht wurden. Diese Innovationen bieten fast augenblickliche Antworten von Modellen der GPT-3.5-Klasse und überwinden damit eine der größten Frustrationsquellen bei der Nutzung von ChatGPT: die langsame Geschwindigkeit.
Mollick betont, wie diese Entwicklungen – sowohl in Bezug auf Gedächtnis als auch auf Geschwindigkeit – KIs in realen Anwendungen wesentlich leistungsfähiger und benutzerfreundlicher machen. Er teilt faszinierende Beispiele, in denen KIs komplexe Aufgaben bewältigen, die von der Zusammenfassung wissenschaftlicher Arbeiten bis zum Erlernen einer Sprache mit nur 200 Sprechern reichen, basierend auf begrenzten verfügbaren Materialien.
Darüber hinaus reflektiert Mollick über seine Lehrerfahrung und wie er seinen Studierenden beibrachte, mit GPTs zu arbeiten und diese für innovative Projekte zu nutzen, die von der Automatisierung von Social-Media-Posts bis hin zur Unterstützung bei der Durchführung von Due-Diligence-Prozessen reichen. Diese Erfahrungen unterstreichen das enorme Potenzial von KIs, branchenübergreifend Veränderungen herbeizuführen und neue Möglichkeiten zu eröffnen, die zuvor als unmöglich galten.
Abschließend fordert Mollick Führungskräfte und Organisationen auf, vier zentrale Fragen zu bedenken, die dabei helfen sollen, die Herausforderungen und Chancen zu verstehen, die die rasante Entwicklung der KI-Technologie mit sich bringt. Diese Fragen zielen darauf ab, die Auswirkungen der KI auf bestehende Werte und Prozesse zu evaluieren, neue Möglichkeiten zu erkunden, die durch KI erschlossen werden können, und Strategien zu entwickeln, um sowohl den Markt als auch das Angebot von Produkten und Dienstleistungen zu erweitern und zu personalisieren.
Mollicks Einblicke bieten eine wertvolle Perspektive auf die Zukunft der KI und die Bedeutung, sich auf eine Welt vorzubereiten, die sich kontinuierlich und schnell verändert. Er mahnt zur Vorsicht vor den Risiken, die mit einer unüberlegten Integration von KI in Arbeitsprozesse einhergehen, betont aber gleichzeitig die enormen Möglichkeiten, die sich durch diese Technologien eröffnen, sowohl für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen als auch für die Expansion und Innovation innerhalb von Branchen. |